Die Geschichte Abfallhai

MJS: Die Urheber des Gewinner-Konzeptes durften 500 Stück ihrer Abfalleimer produzieren. Und genau das war mein Ziel: die Produktion dieser 500 Stück und den Umsatz, den wir damit erzielen würden. Niemals hätte ich mir ausgemalt, 100’000 Stück davon zu produzieren, nie!

MJS: Wir hatten gerade mal eine Woche Zeit, um das Konzept, das Produkt und dessen Preis einzureichen. Wir setzten alle Hebel in Bewegung, um Zemps Vision zu realisieren. Das war eine absolute Mammut-Leistung! Sieben Menschen arbeiteten während einer Woche daran, aus dieser Skizze ein Produkt aus Blech zu machen.

MJS: Design, Technik und Umsetzbarkeit zusammen zu bringen und dies zu jenem Preis, den wir vorab bei der Wettbewerbseingabe kommuniziert hatten. So waren Werner Zemp etwa die zu Beginn aussen liegenden Scharniere ein Dorn im Auge, und wir mussten uns Stück für Stück an seine Skizze annähern und Lösungen für dieses Scharnierproblem finden.

MJS: Weltweit wurden 80 Konzepte eingereicht, wovon 27 die genannten Kriterien erfüllten. Wir gehörten zu den drei besten. Grossartig dafür, dass wir eigentlich keine Ahnung davon hatten, wie man einen Abfalleimer baut! Nun hatten wir die Chance, unser Produkt im Praxistest während sechs Wochen an den fünf wichtigsten Standorten in Zürich zu platzieren.

MJS: Am Letzigrund in Zürich. Aber wir brachten unseren Abfalleimer nicht einfach vorbei, denn stets die Extrameile zu gehen, ist einer unserer Erfolgsfaktoren. Wir druckten eine Broschüre, die die Verankerung und die Handhabung des Abfalleimers beschrieb, zudem ging ich persönlich mit meinem Sohn Matthias vorbei, um die Schlösser zu prüfen und den Eimer zu putzen. Viel später, als wir den Wettbewerb bereits gewonnen hatten, erhielt ich dann die Rückmeldung, dass sich die Stadt immer über die so sauberen Abfalleimer gewundert und natürlich gefreut hatte. (lacht)

MJS: Wir waren zum vereinbarten Zeitpunkt im Januar 2003 mit unseren ersten zu liefernden 250 Stück bereit, allerdings konnte die Stadt Zürich aufgrund des Schnees die Abfalleimer nicht aufstellen und platzieren. Zeitgleich fragte uns die Stadt Bülach nach Abfalleimern an, und so lieferten wir 40 Stück aus dieser Palette nach Bülach.

MJS: Zu Beginn hörte unser Abfalleimer noch auf den Namen Pipe, weil mehrere Stück davon nebeneinander aussahen wie aufgereihte Orgelpfeifen. Im Rahmen des Wettbewerbs erschien ein Artikel im Tagesanzeiger, der die drei Finalisten-Modelle bewertete. Darin wurden unsere Konkurrenten spielerisch als unförmiges Bierfass und Wäschepanne bezeichnet und unser Abfalleimer als „der freche Hai“. Ich habe den Beitrag gelesen und wusste direkt: Unser Abfalleimer heisst Abfallhai.

MJS: Das Urmodell ist genau dasselbe wie jenes, das wir am 26. Juni 2002 zur Welt brachten. Seinen goldenen Schnitt und die Proportionen haben wir in jedem Modell beibehalten. Der Abfallhai ist ein Unikat, und wir haben sein Design schützen und patentieren lassen. Im Abfall-Business gibt’s eine Zeit vor und eine nach dem Abfallhai. Die Geburtsstunde unseres Abfallhais war in der Retrospektive betrachtet ein Epochenschnitt.

MJS: Dass wir so auf dem Design und den Proportionen bestanden, liess einige ihre Köpfe schütteln. Ebenso die Tatsache, dass unser Abfallhai ausschliesslich einen frontalen Einwurf besitzt.

MJS: Sein Name, der goldene Schnitt und unser Auftritt an den Messen, teils sogar als Footballspielerinnen und -spieler, machen die Faszination und Sexiness des Abfallhais aus. Überall, wo ein Abfallhai steht, strahlt er ein Stück dieses Spirits aus.

MJS: Mir war klar, dass es für den Verkauf des Abfallhais den persönlichen Kontakt braucht. Meine ehemalige Sekretärin war die erste, die unsere Haie vertrieben hat. Nach der ersten Woche im Aussendienst wollte sie nicht mehr zurück an den Schreibtisch, so sehr hat es ihr gefallen, unser tolles neues Produkt nach Deutschland und Frankreich zu vertreiben.

MJS: Die menschliche Komponente ist mit dem Design und der Technik das Wichtigste am Abfallhai. Der Respekt vor denen, die diesen Hai täglich nutzen und warten, ist wichtig. Sie sind es, die unseren Spirit verkörpern. Im Abfall-Business ist der Abfallhai der Mercedes unter den Abfalleimern. Er steht für Prestige, für Luxus und dafür, dass man sich auch im Abfallmanagement etwas leistet.

MJS: In Singapur ist ein bärensicherer Abfallhai zu finden, der in erster Linie die dort ansässigen Affen abhalten soll. In Anchorage in Alaska steht ebenfalls ein bärensicheres Modell, damit Eisbären keine Chance haben, sich an dem Abfall zu bedienen.

MJS: Der höchste Abfallhai, unser Hai auf dem Jungfraujoch. Ich habe diesen sehr oft besucht. Ursprünglich wurde er zur Kälteprüfung des Füllstandmesssystems dort aufgestellt, um herauszufinden, wie lange dessen Batterie bei konstanten Minustemperaturen einsatzfähig bleibt. Der Strebelhai mit unserem Strebel-Wappen bereitet mir bei jedem Anblick ebenfalls grosse Freude – er bewacht nun den Sandkasten meines Enkels. Eines seiner ersten Wörter war übrigens Abfallhai!