Die Geschichte der Unternehmung

MJS: Die Brüco Rümlang AG wurde 1968 von einem Herrn Brühlmann gegründet. Abgekürzt wurde aus der Brühlmann & Co. die Brüco, die Schalttafelbauer mit ihren Verdrahtungen und später auch mit Blech belieferte. Der Erfolg blieb leider aus, und so boten die Aktionäre Richard Studer aus Walchwil dazu auf, die Brüco zu retten, der dieser ab 1977 als deren Geschäftsführer zu neuem Glanz verhalf. Damals vertrieb die Brüco auftragsbezogen Produkte aus Schwarzblech und spezialisierte sich schliesslich auf die Produktion von Gehäuse für Elektrotechnik.

MJS: Nach meinem zweijährigen Militärdienst, den ich als Offizier abschloss, kam ich im Alter von 22 Jahren voller Elan zurück zur Sulzer Winterthur. Leider rief das Unternehmen kurz darauf die Kurzarbeit aus, und ich griff zum Stellenanzeiger. Darin sah ich diese Anzeige, die mich sofort ansprach: Blechverarbeitung, Kleinbetrieb, Zürich. Kurz darauf konnte ich mich in Rümlang bei Richard Studer vorstellen. Das Interview war erfolgreich, und ich erkundigte mich ziemlich frech direkt nach meinen Aufstiegschancen. Studer schaute mich verblüfft an, lächelte und zeigte auf seinen eigenen Ledersessel: „Herr Strebel, wenn Sie so gut sind, wie Sie sagen, dann können Sie mich eines Tages ersetzen.“ Da war die Entscheidung für mich klar, und ich wechselte von der Sulzer Winterthur zur Brüco Rümlang AG, bei der ich dann von 1981 bis 1985 arbeitete.

MJS: Durch eine Anfrage der PTT nach Modemschränken schlitterten wir in dieses Business des 19-Zoll-Normmasses. Mit unseren daraufhin hergestellten Serverschränken entfachten wir ein Lauffeuer in der Branche. Plötzlich wollte jeder unsere Serverschränke haben, und mit IBM als Kunden kam dann der Durchbruch. Auf dem Zenit belieferten wir auch das Bundesamt für Informatik mit unseren Serverschränken, die so gut und sicher konstruiert waren, dass sie einen Atombombenangriff überlebt hätten. Es ging nicht lange, und wir waren mit unseren Serverschränken schweizweit die Nummer 1.

MJS: Nach meinen Lehr- und Wanderjahren kribbelte es mich in den Fingern, und ich wusste, dass ich wieder etwas Neues machen musste. Nach einem Gespräch mit meinem ehemaligen Vorgesetzten, Richard Studer, kehrte ich als Betriebsleiter zurück zur Brüco. Innert kürzester Zeit kletterte ich dann die Karriereleiter hoch. Aus gesundheitlichen Gründen entschied sich Richard Studer dann kurze Zeit später dazu, nach Thailand auszuwandern und die Brüco Rümlang AG an den Meistbietenden zu
verkaufen. Das war meine Stunde!

MJS: Nein, dieser Wunsch hat sich über die Jahre und mit Auftauchen dieser Möglichkeiten entwickelt. Ich stellte während meiner Militärausbildung und meinen unterschiedlichen Jobs fest, dass ich keine gute Nummer zwei war. Es trieb mich immer ganz an die Spitze. Höher, schneller, besser.

MJS: Du musst wissen, wofür du arbeitest, und die Menschen da draussen müssen direkt erkennen, wofür dein Unternehmen steht. Dafür braucht es eine Unternehmensvision. Ich träumte schon damals von einem Unternehmen mit flachen Hierarchien, in dem alle gemeinsam am selben Strang ziehen. Es war mir also wichtig, gemeinsam eine Vision zu entwickeln. Unter der Leitung von Wendelin Niederberger reiste ich mit meinen 40 Mitarbeitenden für zwei Tage ins Toggenburg, um unsere Vision zu formulieren, an die wir uns mittels Meditationen und Diskussionen herantasteten. Mitten in der zweiten Nacht war es dann soweit, und aus Wortfetzen und Stichwörtern wie „Begeisterung“ und „Freude“ formulierten wir dann unsere Vision: „Begeisterung reisst spürbar mit.“

MJS: Meine Frau und deren Zwillingsschwester waren von Anfang an mit dabei. Auch sie stecken ihr ganzes Herzblut in dieses Unternehmen. Dann kamen meine Söhne Matthias und Thomas mit dazu. Weder meine Frau noch ich haben unsere Söhne allerdings darin gepusht, dass sie eines Tages unser Unternehmen übernehmen müssten – und dennoch durften wir ihre Übernahme 2020 kommunizieren.

MJS: Die Diskussion um die selbstpressende Mülltonne Big Belly aus den USA brachte mich auf die Idee eines autarken Hais. Die Entwicklung verlief allerdings harzig, und irgendwann überwarf ich mich mit dem damaligen Elektroingenieur. Ich brauchte also einen neuen, und mein Sohn Matthias, damals 26 Jahre alt, warf seinen Hut in den Ring. Seine Bedingung war allerdings, ebenfalls seinen Bruder Thomas, gelernter Informatiker, mit ins Boot zu holen. Die beiden kamen also ins Unternehmen, nahmen sich dem Solarpresshai an und gewannen in Deutschland sogar mehrere Preise damit.

MJS: Photovoltaik auf dem Dach des Hais ermöglicht den selbständigen Akku-Antrieb, der wiederum mittels eines Drehspindelmotors eine Presse antreibt, die mit einer Kraft von 500 Kilogramm den eingeschmissenen Abfall verdichtet. Dies reduziert die benötigten Leerungen um vier bis sieben Mal.

MJS: Dass meine Söhne die richtigen Kompetenzen mitbringen, um mein Unternehmen weiter zu führen, ist für mich wie ein Sechser im Lotto. Ich bin der Kreative und das mit allen Kollateralschäden, sie sind die organisierten Strategen. Wie es gerade läuft, könnte nicht besser sein. Eigentlich fühle ich mich mit 64 Jahren zu jung, um zurück zu treten und die neue Generation übernehmen zu lassen. Aber ich habe gespürt, dass sie einen anderen Weg gehen wollen als ich – und dem möchte ich nicht im Weg stehen. Der Wechsel vom operativen zum strategischen Denken und dazu ins zweite Glied zurück zu treten, fällt mir nicht leicht, aber ich muss es machen.

MJS: Wir haben dazu eine Mediatorin gesucht und mehrere Familienräte abgehalten, um alle emotionalen Werte zu klären, zu glätten und für die Zukunft die Weichen zu stellen. Das hat uns sehr geholfen.

MJS: Es ist total spannend zu sehen, wie meine Söhne ihren Arbeitsalltag bestreiten. Sie verfolgen ein anderes Arbeitsmodell, leben andere Werte und haben deshalb beispielsweise auch einen Papa-Tag eingeführt. Ihre Gradlinigkeit und Ehrlichkeit bewundere ich sehr, und darauf bin ich auch enorm stolz, auch wenn sie das gar nicht gerne hören.

MJS: Meine Söhne verfolgen das Ziel, auf die Schwarm- oder Kollektivintelligenz zu setzen. Sie glauben an das gemeinsame Ganze und tragen so mein Gedankengut weiter, ohne dass wir überhaupt darüber gesprochen haben. Matthias und Thomas verfolgen als Purpose des Unternehmens zudem das Naturbaden und arbeiten in einem Projekt mit den Bienenzüchterinnen und -züchtern zusammen. Das finde ich toll! Zudem verändern sie die Strategie und setzen auf Produkte, die sich besonders gut verkaufen lassen. Ich bin oft ohne Kalkulation oder Budget meinem Instinkt gefolgt, meine Söhne sind die besseren Betriebswirtschafter.

MJS: Bei der Übergabe habe ich meinen Söhnen wie bei einer Stafette symbolisch einen Stab übergeben, der sich in zwei Teile teilen lässt – einen für jeden der beiden. Zudem haben meine Frau und ich unser Unternehmenscredo formuliert, das aus der Formel L (Liebe) x B (Begeisterung) x K (Klarheit) besteht. Liebe, was du tust, begeistere dich für das, was du machst, und schaffe Klarheit mit deinen Mitarbeitenden und in deinem Sortiment.

MJS: Ich werde weiterhin Seminare geben und mich auf mein zweites Unternehmen konzentrieren, die ODE, die ich 2002 mit einem Freund auf der Alp Grüm gegründet habe. Unsere Frage war: Was würden wir tun, wenn alles in die Hose gehen würde?  Daraufhin haben wir die Oase der Emotionen gegründet, in deren Rahmen wir Seminare realisieren, die Menschen zu verstehen geben, wie wichtig die menschliche Seite für ein Unternehmen ist. Es fällt mir viel leichter, das Unternehmen loszulassen, weil ich meine Enkel habe und damit eine andere Aufgabe. Aus einem Abschluss wird ein Neuanfang.

MJS: Die Digitalisierung des Abfallmanagements ist wichtig, bedeutet sie doch Kundenbindung und Erleichterung im Alltag.

MJS: Der Abfallhai soll jedem ein Heimatgefühl vermitteln, der ihm irgendwo auf der Welt begegnet.